Tragwerksplanung mit BIM
Bauen in Innenstädten erfordert Fingerspitzengefühl, Erfahrung und Daten
City-Lage mit angrenzender Nachbarbebauung und direkt unter der Baugrube verlaufende U-Bahn-Linien: die Herausforderung ist kaum zu überbieten. Doch die Spezialisten von ZM-I aus den Bereichen Objekt- und Tragwerksplanung, Diagnostik sowie das BIM-Team suchen solche Herausforderungen.
BIM-Modell von ZM-I für die Planung des Verbaus direkt über den U-Bahn-Röhren der U1 und U2
Am Münchner Hauptbahnhof entsteht ein neues sechsstöckiges Geschäftshaus. Abbruch und Neubau erfolgen direkt über vier U-Bahn-Röhren. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt, viel Erfahrung und klare Daten, die vom ZM-I Diagnostikteam stammen.
Sie würden es sofort wieder machen. Projektleiter Guo Zhao und geschäftsführender Gesellschafter Gregor Hammelehle sind sich einig: supercool. Dabei ist die Herausforderung kaum zu überbieten bei diesem Gebäudeabbruch und Neubau direkt über der Münchner U-Bahn.
Das Gebäude an der Bayerstraße vor Abbruch
Neubau der Bayerstraße 25 direkt am Münchner Hauptbahnhof (Visualisierung: OCHS SCHMIDHUBER ARCHITEKTEN GMBH)
Zwei Untergeschosse unmittelbar über dem U-Bahn-Tunnel
Die Situation: An der Ecke Bayer- und Schillerstraße wird ein Gebäude aus den Fünfziger Jahren und durch ein sechsstöckiges Geschäftshaus mit Innenhof ersetzt. Der Neubau hat zwei zusätzliche Untergeschosse, die unmittelbar über dem U-Bahn-Tunnel der Münchner Linien U1 und U2 liegen. Schon der Aushub ist nicht unproblematisch, da Schräganker auf dem innerstädtischen Gelände teilweise nicht möglich sind und der Untergrund durchzogen ist mit Abwasserkanälen, Zuleitungen und Kabelkanälen
Die Herausforderung liegt in der innerstädtische Lage mit angrenzender Nachbarbebauung und den direkt unter dem Verbau verlaufenden U-Bahn-Linien.
Exakt geplanter Abbruch im Pilgerschrittverfahren mit 4 Schritten
Die eigentliche Herausforderung aber liegt in der Arbeit direkt über der bestehenden U-Bahn. Die Röhre würde aufgrund des hohen Münchner Grundwasserspiegels sofort auftreiben, sich verformen und womöglich beschädigt werden. Im Pilgerschritt werden daher vier Abschnitte festgelegt, dort Baugrund ausgehoben und die neue Bodenplatte betoniert, bevor der jeweils nächste Abschnitt in Angriff genommen werden kann. Da der Neubau in einer gefragten Innenstadtlage jede Nutzfläche ausreizt, müssen auch die Ingenieure alles aufbieten. Zwei Fragen müssen beantwortet werden: Kommen die Bohrpfähle als Teil der Gründung der U-Bahn zu nahe? Und wo wird die Last wie abgeleitet, damit der Neubau nicht nur standsicher, sondern auch flächenoptimiert entstehen kann?
Kommen die Bohrpfähle als Teil der Gründung der U-Bahn zu nahe? Und wo wird die Last wie abgeleitet, damit der Neubau nicht nur standsicher, sondern auch flächenoptimiert entstehen kann?
Bauwerksuntersuchung als
Basis für die Planung des Abbruchs, BIM das Mittel für Koordination und Austausch
Am Anfang stand eine gründliche Bestandsaufnahme durch das Diagnoseteam von ZM-I: Was steht da und wo? Wie ist der Bauzustand – und an welchen Stellen sind die Häuser mit ihren Nachbarn verzahnt? Teilweise teilen sich die Bauten Kommunwände. Nach einem Radarscan folgte die planungsbegleitende Untersuchung der 2 abzubrechenden Bestandsgebäude und 3 Nachbargebäude mit ihrer je unterschiedlichen Bauart und Gründungstiefe. Die Baugruben- bzw. Hochbauplanung wird als Open-BIM-Planung durchgeführt. Alle Beteiligten (einschließlich der Architekten und anderen Fachplaner) tauschen sich über das Open-BIM-Datenmodell aus. Die gesamte Koordination und die Kollisionsprüfung erfolgt über eine digitale Plattform. Übersichtliche, strukturierte Daten, transparent für jeden zugänglich – jeder weiß, was der andere zu tun hat.
Die ersten Arbeiten begannen im Dezember 2019, und in jeder Phase des Abbruchs kam das Diagnose-Team zu neuen Erkenntnissen. Durch den Pilgerschritt streckt sich die Bauzeit, das neue Gebäude wird wohl Mitte 2024 fertig sein. Schade eigentlich, sagen Projektleiter Guo Zhao und Gregor Hammelehle fast unisono. Solche Projekte suchen sie. Je schwieriger, desto besser.
Je schwieriger, desto besser.