Objektplanung | Tragwerksplanung

In einer einzigen Nacht

Gerade sechs Stunden hatten Projektleiter Jens Heimburger und sein Team Zeit, die die beschädigte Wegbrücke über der ICE-Trasse Ossenzhausen zu ersetzen. Ein Gespräch über Planen und Bauen unter Hochdruck.

Stark beschädigte Brücke Ossenzhausen.

Die 1973 errichtete Brücke Ossenzhausen führt über die Staatsstraße St2232 sowie die zweigleisig elektrifizierte ICE-Strecke München – Nürnberg. Ein Anfahrtsschaden hatte das Mittelfeld so stark beschädigt, dass der komplette Überbau ersetzt werden musste. Abbruch und Einhub des Mittel- und Randfeldes erfolgten in einer einzigen Nacht.

Herr Heimburger, dieser Brückenschlag musste ja blitzschnell gehen.

In nur einer Nacht, um genau zu sein. Für den Aushub des Überbaus und den Einhub der Fertigteilträger über die ICE-Strecke München-Nürnberg hatten wir gerade sechs Stunden Zeit.

Die Herausforderung:
Aushub des Überbaus und den Einhub der Fertigteilträger in sechs Stunden

Wie haben Sie das geschafft?

Entscheidend war, rasch eine bautechnische Lösung zu finden, eine Fertigteil-Ortbetonkonstruktion, die auch bei knappen Bau- und Sperrzeiten funktionierte. Was die Sache zusätzlich erschwerte – oder eben richtig spannend machte – waren Planungsbedingungen wie Gradiente, geringe Durchfahrtshöhe, große Vorspannkräfte, hohe Betonfestigkeit oder geometrische Randbedingungen, aufgrund derer wir aktuelle Standardlösungen nicht übernehmen konnten, und und und.

Das müssen Sie bitte kurz erklären.

Da die Fertigteile in kurzer Zeit produziert werden mussten, haben wir sie mit einer Kombination aus Vorspannung im sofortigen und nachträglichen Verbund geplant. Zusätzlich wurden sogar – in Zusammenarbeit mit den Fertigteilbaufirmen – Zusatzstoffe entwickelt, um den Anforderungen bezüglich Kräfte und Herstellungszeit gerecht zu werden. Für den Einhub wiederum entwickelten wir eine spezielle Hilfskonstruktion, die den Einbau in sechs Stunden überhaupt möglich machte.

Die Lösung:

  • Vorproduzierte Fertigteile geplant mit einer Kombination aus Vorspannung im sofortigen und nachträglichen Verbund;
  • Entwicklung von Zusatzstoffe, die den Anforderungen bezüglich Kräfte und kurzer Herstellungszeit gerecht werden;
  • eine ausgeklügelte Hilfskonstruktion für den Einbau.

Wie gingen Sie logistisch vor?

Auf der Bahnstrecke herrscht reger Verkehr, daher mussten wir nach dem Anruf des Bauherrn sofort reagieren. Zunächst ging es um temporäre Unterstützungsmaßnahmen, um die Freigabe des Bahnverkehrs sicherzustellen. Das gab uns Zeit, um den Abbruch des geschädigten Feldes zu planen und die Standsicherheit der verbleibenden Konstruktion zu prüfen. Das Staatliche Bauamt Ingolstadt beauftragt uns darauf mit der Planung des neuen Überbaus. Die Zustandsbeurteilung zeigte, dass eine Erneuerung leider unumgänglich war. So führten wir die Objekt- und Tragwerksplanung für den Abbruch und Ersatzneubau in allen Leistungsphasen durch.

Unser Vorgehen:

  • sofortige temporäre Unterstützungsmaßnahmen zur Sicherstellung der Freigabe des Bahnverkehers;
  • Abbruch des geschädigten Feldes;
  • Überprüfung der Standsicherheit der verbleibenden Konstruktion;
  • Planung des neuen Überbaus.

Bei diesem Projekt ging es nicht nur um schnelle Reaktion und neue Konstruktionen …

… genau. Nicht zu unterschätzen war der hohe Abstimmungsbedarf. In diesem Fall gehörten neben dem Bauherrn auch die Bahn, diverse Behörden und unterschiedliche Ausführungsfirmen zu den Projektbeteiligten. Nur durch intensive Kommunikation und Abstimmung mit allen Partnern konnten wir die Informationen und Anforderungen aller Projektbeteiligten koordinieren und für eine schnelle und sichere Lösung sorgen.

Unsere Leistung:
Objekt- und Tragwerksplanung für den Abbruch und Ersatzneubau in allen Leistungsphasen