Bauen im Bestand | Tragwerksplanung

Herzog Max: Neues Leben für ein Denkmal in Münchens Fußgängerzone

In einer Zeit, in der die Städte sich verändern, steht dieses Projekt für die Anpassungsfähigkeit von Architektur und ihre Fähigkeit, Tradition und Moderne zu vereinen. Das Bauwerk wird nicht nur das Stadtbild bereichern, sondern auch die Zukunft der Innenstadt mitgestalten.

Innenstädtischer Umbau in der Fußgängerzone München
Architektur: OSA Ochs Schmidhuber Architekten GmbH, Bauherr: Euro Real Estate Germany II S.à r.l , Projektentwickler: ACCUMULATA Group GmbH, Visualisierung: beyond visual arts GmbH

Das denkmalgeschützte Gebäude erzählt eine faszinierende Geschichte. Von den Ursprüngen im Jahr 1806 bis zu den schweren Kriegszerstörungen von 1944 prägen historische Ereignisse seine Identität. Nach langer Nutzung als Kauf- und Warenhaus wird das Traditionsgebäude in eine neue Ära geführt.

Die Verwandlung ist in vollem Gange, die Bauarbeiten laufen. Das ehemalige Handelshaus wird zu einer vielseitigen Mixed-Use-Immobilie umgestaltet. Bereits im Dezember 2021 konnte die Max-Planck-Gesellschaft als langfristiger Mieter gewonnen werden. Mit seiner Mischnutzung wird „Herzog Max“ zur Heimat von Forschung, Einzelhandel, Gastronomie und mehr.

Vom denkmalgeschützten Traditionshaus zur modernen Mixed-Use-Immobilie

Ein besonderer Fokus liegt auf der Schaffung von lichtdurchfluteten Räumen. Durch die Öffnung der Dachlandschaft entstehen Lichthöfe, die die Etagen mit Tageslicht durchfluten. Das schafft eine angenehme Atmosphäre für zeitgemäßes Arbeiten und zeigt, wie Architektur den Nutzen einer Immobilie steigert. Durch den weitgehenden Erhalt der Fassade bleiben Charakter und Bedeutung des Bauwerks erhalten.

Foto des Bestandes von oben
Foto vom Bestand: ACCUMULATA Group GmbH
 
Karlstor München mit angrenzendem Hotel "Deutscher Hof", 1931
Karlstor München mit angrenzendem Hotel „Deutscher Hof“, 1931
Foto: FORTEPAN / Szesztay Család, via Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Nachhaltigkeit als Leitprinzip

Das „Herzog Max“ durchläuft nicht nur eine architektonische Transformation, sondern bekommt auch eine ökologische Aufwertung. Die geplanten Bau- und Sanierungsmaßnahmen wurden mit dem Gold-Vorzertifikat der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) ausgezeichnet.

Tragwerksplanung, Diagnostik, Brandschutz und BIM – mit unseren Kernkompetenzen können wir das Gesamt-Projektteam optimal unterstützen.

Mit örtlichen Bauteiluntersuchungen – genauer gesagt mit einer gründlichen Analyse des Bestandsgebäudes und seiner Strukturen – sorgt unser Diagnostik-Team für wichtige Vorleistungen für die Planung. Sie sind aber auch während der Bauarbeiten immer wieder vor Ort. Bspw. wenn neue Bauteile freigelegt und untersucht werden müssen.

Für die Brandschutzplanung ist ZM-I Fire+Risk beauftragt. Der denkmalgeschütze Bestand in Verbindung mit dem neuen Nutzungsmix erfordert auch beim Brandschutz eine hohe Problemlöserkompetenz. Daher wurde in enger Abstimmung mit allen Beteiligten ein schutzzielorientiertes Brandschutzkonzept entwickelt, welches aktuell in der Umsetzung begleitet wird.

Alle Abstimmungen zwischen den Planungspartnern, z.B. zur Schlitz- und Durchbruchsplanung, werden über eine BIM-Plattform abgewickelt. Als Grundlage für das Modell wurde das Bestandsbauwerk zu Projektbeginn vermessen. Aus dem Tragwerksmodell werden dann Schal- und Bewehrungspläne abgeleitet.

3D-Bewehrungsplanung (Decke und Deckenverstärkung)
3D-Bewehrungsplanung (Decke und Deckenverstärkung)
Modellierung in Revit auf Grundlage der Vermessung des Bestandsgebäudes
Modellierung in Revit auf Grundlage der Vermessung des Bestandsgebäudes
Modellierung in Revit auf Grundlage der Vermessung des Bestandsgebäudes
Bauen Im Bestand in innerstädtischer Lage direkt in einer Fußgängerzone mit Nachbaranbau und mit Belangen des Denkmalschutzes

In statischer Hinsicht handelt es sich bei dem Gebäude um zwei getrennte Teile mit Gebäudetrennfuge und gemeinsamen Gründungsbauteil. Das bleibt auch bei der neuen Planung so. Neu sind u.a. die Treppenhauskerne in geänderter Form und Lage, die Innenhöfe oder die neue Gründung unter den neuen tragenden Bauteilen.

Kran im Gebäude und Tiefgründung an der alten Stadtmauer: Wir meistern viele logistische und planerische Knackpunkte

Alles hängt hier zusammen. Die Bauabläufe sind enorm komplex. Viele Schritte greifen ineinander und/oder bauen aufeinander auf. Das liegt an u.a. den vielen unterschiedlichen Fragestellungen, mit denen wir uns im Planungsteam beschäftigen.

Besondere Herausforderungen Baustellenlogistik

  • Enge Platzverhältnisse in der Münchner Fußgängerzone
  • Kran im Gebäude
  • Portalkräne
  • Direkt angrenzend: das S-Bahn Stachus-Bauwerk bzw. Zugangsbauwerk

Besondere Herausforderungen in der Planung

  • Besondere Gründungssituation aufgrund der Lage im Bereich der alten Stadtmauer (archäologische Begleitung)
  • Neue Tiefgründungsmaßnahmen und Aussteifungselemente
  • Hohe Deckenspannweiten
  • Viele bauzeitliche Abstützungsmaßnahmen, teilweise mit Stahlträger
Baustand November 2023

Im Bestand Herausragendes schaffen: Dank enger Zusammenarbeit und vereinter Kompetenzen.

Baustelle Herzog Max in der Münchner Innenstadt
Baustelle Herzog Max in der Münchner Innenstadt
Baustelle Herzog Max in der Münchner Innenstadt